Der 1952 in Stara Krásnica, Polen (schlesisch: Alt Schönau), geborene Maler, Zeichner und Grafiker Marek Bieganik war nach dem Studium der Kunstgeschichte und der Malerei an der Kunstakademie Warschau bis Ende der 1980er Jahre zunächst als freischaffender Künstler und Lehrer für Malerei in Warschau tätig. Seit fast 30 Jahren lebt und arbeitet er als freischaffender Künstler in seiner Wahlheimat Bielefeld.
Wesentlich für das Verständnis der Kunst Marek Bieganiks ist, dass er niemals ein „Abbild von etwas“ schafft, sondern grundsätzlich die „Idee von etwas“. So lesen wir zwar, dass dieses expressive Bild dem Heiligen Franziskus von Assisi gewidmet ist, aber wir erkennen ihn nicht so, wie man ihn etwa durch einen Blick ins Lexikon erkennen könnte.
Betrachtet man das älteste Portrait von Franziskus von Assisi, das noch zu seinen Lebzeiten entstand – das Wandgemälde, das im Benediktinerkloster Sacro Speco in Subiaco, 70 Kilometer östlich von Rom, erhalten ist – und setzt dies mit dem Heiligen Franziskus von Marek Bieganik in Beziehung, wird sofort offensichtlich, dass Marek Bieganik sich damit auseinandergesetzt hat.
Etwas von der Atmosphäre des alten Freskos aus dem 13. Jh. schimmert aus Bieganiks Bildhintergrund hervor, über das collagierte, gezeichnete und gemalte Bildformen von elementarer Ausdruckskraft gelegt sind, die für die Betrachter ungeahnte Freiräume für die Phantasie eröffnen. Es geht nicht um ein neues Abbild der Person des Heiligen Franziskus, sondern um eine neue und zeitgemäße künstlerische Interpretation seiner Ideen, seines Lebens und Wirkens, dessen Wahrhaftigkeit in Zeiten des weitverbreiteten „Anything Goes“, globaler Belanglosigkeit und kollektiven ideologisierten Stumpfsinns in Vergessenheit geraten kann. Auch dagegen wehrt sich Marek Bieganik mit den Mitteln seiner Kunst.
(Prof. Dr. Andreas Beaugrand)